Schuldmonologe

Republik der Darstellenden Künste

Kunstschuldenfreiheitsbescheinigung

N°: 2023/PRO/0533

Wir, die Unterzeichnenden, die sich als unschuldige Schöpfer:innen und Verbreiter:innen der Schuldmonologe ausgegeben haben und dabei sogar nicht kalkulierte Risiken eingingen, wo Kalkül und eine Kultur der Unterstellung als Unschuld gelten, haben die vielen kleinen Porträts von Nebenfiguren oder Gar- keinen Figuren, die Ihnen in diese Theaterperformance begegnet sind, mit Leidenschaft und Geduld geschrieben, übersetzt, inszeniert, gespielt, beleuchtet, gefilmt, fotografiert, produziert und verteidigt, ohne irgendeine Art von künstlerischen Schulden  zu aufzunehmen.

Doch können wir Ihnen, liebes Publikum, kein Recht auf Unschuld während und nach der Aufführung garantieren. Ihre Anwesenheit macht Sie systematisch zu Kompliz:innen und Mitverantwortlichen für eine eventuelle Verurteilung aller auf der Bühne getätigten Äußerungen und Handlungen. Aber wir fordern für Sie und für uns selbst zwei Rechte, die für alle wichtig sind: das Recht, sich zu irren, und das Recht, sich selbst zu widersprechen. Verlangten Sie von uns die Virtuosität der Gleichzeitigkeit von recht und richtig, müsste der Zugang zu dieser Aufführung mit dem Vermerk „ausschließlich für unschuldiges Publikum“ versehen werden.

Wir bitten Sie daher, diese Aufführung eher als eine kollektive Übung in Unschuld zu verstehen.

Berlin,05.06.2023.

Unterschrift der zuständigen Behörde

Stempel (Schuldmonologe)